Meisterwerke: Civilization (PCGames Ausgabe 5/2010, Seite 144)(http://www.pcgames.de) Fast 20 Jahre ist es her, da schrieb ein Spiel Geschichte. Einfach nur, weil es den Spieler Geschichte schreiben ließ.
Wenn es einen Titel in der Historie der Computerspiele gibt, dem jeder Kenner sofort ohne Bedenken und voller nostalgisch-liebevoller Gedanken den Ehrentitel "Meisterwerk" spendieren würde, ist es Civilization. Seltsam, dass wir es in dieser Rubrik bisher übersehen haben. Zeit eine Geschichtsstunde nachzuholen. Bereits 1991, vor 19 Jahren also, veröffentlichte der amerikanische Entwickler Microprose den ersten Teil von Civilization. In diesem rundenbasierten Strategiespiel (häufig auch als "Globalstrategie" bezeichnet) steuerten Spieler keine einzelnen Einheiten oder Armeen, sondern kontrollierten die Geschicke eines ganzes Volkes über mehrere Epochen hinweg, von der Jungsteinzeit mehrere tausend Jahre vor Christi Geburt bis hin zur Gegenwart. Ziel dabei was es stets, die eigene Fraktion mächtiger und größer werden zu lassen, um schließlich sogar den Weltraum zu besiedeln. Doch der Weg dahin was weit: Als kleiner Siedler begann man in einem riesigen, unentdeckten Land. Die erste Stadt war schnell gegründet und ein kleiner Stoßtrupp in die unbekannte Welt geschickt. Barbaren fielen über die Neuankömmlinge her und fremde Völker baten - mal freundlich, mal drohend - um Gehör. Mit neuen Siedler wurden Straßen errichtet und weitere städte gegründet. Erforschte Technologien erlaubten neue Bauprojekte, von der lebenswichtigen Kornkammer bis hin zu gigantischen Weltwundern, die das Ansehen des Volkes in die Höhe schnellen ließen. Staatsformen wurden gewählt, Religionen kamen auf. Diplomatie war ein mächtiges Werkzeug, man handelte um Wissen, Handel nud Gefälligkeiten. Doch wenn die Kommunikation versagte (und das passierte früher oder später), dann sprachen in Civilizaton die Waffen. Glücklich war, wer frühzeitig die Erforschung von neuen Kriegsgerät in Auftrag gegeben hatte und nun mit Musketenschützen gegen keulenschwingende Barbaren antrat. Himmelhochjauchzend war, wer es schließlich nach unzähligen Stunden schaffte, mit seinem Volk den gesamten Erdball zu kontrollieren. einfach war das nicht: Bei Scharmützeln verfeindeter Einheiten verglich das simple Kampfsystem einfach die Kampfwerte der Kontrahenten und addierte eventuelle Boni (verschanzt, hohes Gelände usw.). So kam es häufig dazu, dass vermeintlich schwache Einheiten überlegene Gegner vernichten - was im Fall einer Panzereinheit, die von Speerschwingenden Wilden vernichtet wurde, zwar mathematisch korrekt, aber schlicht unglaubwürdig war. Erst in späteren Teilen spendierte man den Einheiten einen Lebensbalken und ein realistisches Kampfverhalten. Nach dem Erfolg von Civilization - das Spiel erschien damals auf allen gängigen Plattformen wie PC, Amiga, MAC und später sogar Super-NES - folgten später weitere Teile. Der jüngste wurde vor wenigen Wochen angekündigt. Das UrCiv kann sich jedoch rühmen, ein ganzes Genre beeinflusst und Pate für unzählige Nachahmer gestanden zu haben. Sid Meier selbst wilderte schon 1994 mit Colonization in seinem eigenen Gefilden und verfrachtete das geniale Spielprinzip mit Alpha Centrauri 1999 sogar ins Weltall. Microprose erschuf mit Master of Magic sogar eine Fantasy Variante. Dem großen Vorbild folgten weitere Spieleserien, etwa die Age of Empires-Reihe der Ensemple Studios oder Empire Earth. Noch heute sind Überbleibsel des großartigen Civilization in der modernen Strategietiteln wie der erfolgerichen Total War-Serie zu sehen, die das Welteroberungsthema mit Echtzeitschlachten mischt.